Die Brennerbahnlinie ist eine der wichtigsten europäischen Transitstrecken im Alpenraum und eine Hauptverbindungsachse zwischen Nord- bzw. Mittel- und Südeuropa. Bis zu 100 Züge pro Tag und Richtung verkehren auf dieser Strecke, darunter internationale Langstreckenzüge, Regionalzüge und Güterzüge. Aufgrund der strategischen Bedeutung sind die Brennerbahnlinie sowie die größeren Bahnhöfe fest in der Hand der italienischen Eisenbahngesellschaften. In enger Abstimmung mit der italienischen Betreibergesellschaft für das Schienennetz (RFI) konnten wir im Auftrag der Südtiroler Landesregierung in den vergangenen Jahren eine Reihe von Modernisierungsarbeiten bei Bahnhöfen und Bahnhofsarealen durchführen.
Geschichte der Brennerlinie
Die heutige Brennerbahn entstand in mehreren Etappen: Der südliche Teil, die einstige "Südtiroler Bahn" Verona-Bozen wurde im Mai 1859 in Betrieb genommen. Nach dem Verlust Venetiens an Italien (1866) war die Strecke zweigeteilt, die südliche Strecke ab Ala kam zu Italien, Ala wurde Grenzbahnhof. Am 24. August 1867 folgte die Eröffnung der Brennerbahn, als Verbindung zwischen der bereits bestehenden Nordtiroler Bahn zwischen Kufstein und Innsbruck sowie der Südtiroler Bahn. Ergänzend dazu erbaute die damalige Südbahngesellschaft auch die Pustertaler Bahn Marburg-Franzensfeste.
Schon bald erwies sich die großteils einspurige Brennerlinie als Nadelöhr. Während in Nordtirol das Schienennetz zunehmend ausgebaut wurde und Innsbruck seine Position als Verkehrsknotenpunkt festigen konnte, gerieten Süd- und Welschtirol im Tauziehen mit Wien um bessere Eisenbahnverbindungen ins Hintertreffen.
Bis 1928 erfolgte die Elektrifizierung der Strecke Innsbruck-Brennersee, und zwar nach österreichischem System mit 15 kV, 16 2/3 Hz sowie die Elektrifizierung Bozen-Brenner, hier allerdings mit dem italienischen System 3600 V, 16 2/3 Hz Drehstrom. Der Lückenschluss Brennersee-Brenner mit österreichischem System folgte im Jahr 1934. Die Umstellung Meran-Bozen auf 3 kV Gleichstrom wurde 1952 abgeschlossen, jene zwischen Bozen und Brenner im Jahr 1965. Aufgrund des unterschiedlichen Netzes (3000 V Gleichstrom in Italien, 15.000 V Wechselstrom in Österreich und Deutschland) mussten bei den internationalen Zügen Lokwechsel vorgenommen werden. Die neuen FLIRT-Züge der Südtirol Bahn, die die Südtiroler Landesverwaltung ab dem Jahr 2008 angekauft hat, sind mit Zwei-Strom-Triebwagen ausgerüstet und können auf beiden Netzsystemen fahren.
Bahnhof Leifers
Als einer der ersten Bahnhöfe an der Brennerlinie wurde der Bahnhof Leifers von Grund auf erneuert und Anfang 2009 fertig gestellt. Wir haben die Arbeiten geleitet, und zwar im Rahmen eines landesweiten Programms zur Aufwertung der Bahnhöfe und Bahnhofsareale. Die Errichtung einer zeitgemäßen, urbanen, nutzerfreundlichen Struktur mit nahtlosem Umstieg und barrierefreiem Zugang stand dabei im Vordergrund. Folgende Arbeiten wurden ausgeführt: Erhöhung und Verlängerung der Bahnsteige, Errichtung eines taktilen Leitsystems, neue Wartehalle, Bahnsteig-Unterstände, vollständig barrierefreier Zugang samt Rampe, Unterführung, Aufzug, Neugestaltung Buswendeplatz, Erweiterung und Neugestaltung der Parkplätze, Lärmschutzwände.
Aufgrund der dichten Bahnfrequenz mit teilweise Fahrtgeschwindigkeiten von mehr als 150 km/h waren in der Bauphase spezielle Sicherheitsvorkehrungen notwendig, um die Arbeiten am Bahnhof Leifers ohne Unterbrechung zu ermöglichen. Dazu gehörte ein automatisches Warnsystem sowie spezielle Sicherheitsvorkehrungen an den Bahnsteigen. Als delikat erwies sich aufgrund des hohen Grundwasserspiegels vor allem der Bau der Unterführung, insbesondere der Aufzugsschächte, weshalb die Gleise mittels elektronischem Monitoring überwacht wurden.
Bahnhofsareal Auer
In zwei Etappen, in den Jahren 2008 und 2012, wurde der Bahnhof Auer unter unserer Leitung modernisiert, sodass das gesamte Areal heute seiner Funktion als wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Südtiroler Unterland gerecht wird. Zunächst wurden die Pkw-Parkplätze erweitert und von Grund auf neu strukturiert, Kurzparkplätze und überdachte Fahrradstellplätze wurden eingerichtet. Zudem wurde der gesamte Bahnhofsvorplatz übersichtlich und barrierefrei gestaltet, für den regen Busverkehr wurden die nötigen Wende- und Haltemöglichkeiten geschaffen. Mit der Erhöhung des Bahnsteiges, mit taktilem Leitsystem und dem Bau eines Aufzuges, mitfinanziert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), ist der Aurer Bahnhof auch für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung bequem nutzbar